Caro's Welt
Von unschuldigen und verantwortungsvollen Eltern und Kindern
Stigma On:
Der Vorteil an Familien als Zielgruppe?
Die sind so putzig bedürftig und begeisterungsfähig.
Neue Selbständigkeit.
Neue Verantwortung.
Neue Freiheit?
It depends.
Kommt auf die Sozialkompetenz der jungen Eltern und die Kompetenz des sozialen Unterstützungskonstrukts um sie herum an.
Aha. Ok.
Jedenfalls bekommen wir Familien im deutschen Gesellschaftssystem noch regelmäßiger in gesundheitsvorsorgenden Routinen zu sehen als andere soziale "Konstrukte". Wenn auch nicht freiwillig und wenn auch schon lange nicht mehr automatisch alle.
Zu viel schimpft sich heute "Familie"?
Zu viele Systemverlierende oder Systemsprengende?
Die "Verantwortungslosen" unter uns verursachen dafür öfter mal akute Notfälle und extrem hohe Kosten für stationäre oder REHA-Versorgung.
Oder Langzeitpflege.
Oder Hospiz.
Oder Knast.
Oder Krematorium.
Was, wenn ich als Klientin im Hospiz in meiner Sozialakte eine Topmanagerin war, bekomm ich dann einen angenehmeren Premium-Tod? Muss ja zu meinem Leben passen, oder? Vielleicht eine Chemo als unschuldige Krebspatientin wenn ich Glück habe?
Stigma Off:
Die Qualität deines (Ab-)Lebens kommt auf die Sozialkompetenz deines Umfelds an und darauf, wie Du Dich selbst wahrnehmen kannst
- in einer Gesellschaft.
Unser Selbstwert ist lebenswichtig.
Geschädigt werden kann er durch diverse Dialoge wie diese oder ähnliche:
Person A: "Hey, wie war dein Wochenende?“
Person B: "Ach, ich war auf einer Feier von einem alten Kumpel, den ich ewig nicht mehr gesehen hatte. Waren viele Leute von früher da, war echt cool aber auch irgendwie anders als sonst. Da war dieser Typ, Heiko, der früher keine Party ausließ und immer die besten Schnitten abgriff. Weißt du noch? Sah ziemlich alt aus, hab ihn kaum wieder erkannt. Ist schmal geworden, irgendwie ausgemergelt. Und der meinte plötzlich, dass er gar nichts mehr trinkt. Also gar keinen Tropfen Alkohol! Ich dachte erst, er ist krank oder so."
Person A: "Ach, krass. Vielleicht hatte er sich einfach zu lange nicht im Griff..., Du weißt schon?"
Person B: "Ja, vielleicht! Früher konnte der echt was vertragen. Hatte ich mir damals schon gedacht. Aber jetzt? Nur noch Wasser oder Saft in der Hand, der Arme. Irgendwie trübt das dann doch die Stimmung, wenn da jemand sitzt und gar nicht mit uns anstößt. Als würde er nicht mehr so ganz zu uns gehören. Die Party war davon irgendwie... gestört, ich kam mir komisch vor neben ihm mit meinem Bier in der Hand..."
Person A: "Ja, so Leute kenn ich auch. Erst sich nicht im Griff haben, einem in der Jugend die Show stehlen und dann verderben sie einem im Alter auch noch die Stimmung. Auf sowas hab ich ja gar keine Lust. Irgendwie auch unnormal, wenn du mich fragst."
Person A und B pflegen beide einen riskanten Alkoholkonsum. Kind A zeigt mit bereits 11 Jahren eine sehr intensive Mediennutzung.
Familie A beim Elterngespräch:
Nein, wir haben natürlich kein Problem zuhause, wie können Sie das auch nur denken? Was halten Sie denn von uns?
Wir sind doch keine Assis?
Menschen, die alkoholerkrankte Menschen am stärksten stigmatisieren, zeigen wiederum eine auffallend unkritische Haltung zum eigenen riskanten Alkoholkonsum.
Je stigmatisierender wir über Alkoholprobleme sprechen, desto höher die Selbststigmatiesierung von Betroffenen. Folgendes bewusst stigmafrei mit KI-unterstützte nachgestellte Gespräch fühlt sich doch direkt anders an. Lest mal:
Person A: "Hey, wie war dein Wochenende?"
Person B: "Ach, ich war auf einer Feier bei einem alten Kumpel. War echt schön, viele Leute, die ich lange nicht gesehen hab. Es war auch ein bisschen interessant zu sehen, wie sich manche verändert haben. Einer von ihnen trinkt zum Beispiel keinen Alkohol mehr – das hat mich echt überrascht."
Person A: "Oh, echt? Hat er erzählt, warum er nicht mehr trinkt?"
Person B: "Ja, er meinte, er fühlt sich einfach besser ohne Alkohol. Ich fand’s interessant. Er hat sich super mit allen unterhalten und wir haben viel gelacht – ganz ohne Alkohol. Ist irgendwie schön, zu sehen, dass man auch so eine gute Zeit zusammen haben kann."
Person A: "Ja, das kann ich mir vorstellen. Manchmal unterschätzt man ja, wie gut eine Feier auch ohne Alkohol sein kann."
Person B: "Total! Und dann gab’s natürlich auch die, die mit Alkohol gefeiert haben. Eine von uns trank etwas mehr und sorgte damit natürlich auch für eine Stimmung. Für mich waren da ein paar peinliche Momente dabei, aber auch das gehört ja irgendwie dazu wenn wir uns untereinander gehen lassen. Ich hoffe es geht ihr gut und sie hat sich wohl mit uns gefühlt. Ich wollte sie mal anrufen, und mich erkundigen wie es ihr geht. Auf der Party kamen wir nicht dazu, uns vertrauensvoll auszutauschen."
Person A: “Gute Idee. Jeder hat da seinen eigenen Rhythmus und seine Themen. Nicht immer können wir über unsere Gefühle sprechen und nicht immer passt es. Aber es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass jemand da ist. Schön, wenn alle zusammen eine gute Zeit haben, ohne dass jemand sich oder andere bewertet oder unter Druck setzt."
Person B: "Genau! Finde es auch toll, wenn jeder einfach so sein kann, wie er oder sie möchte.“
Wenn Ihr in Euren Fachrollen das Gefühl habt, dass Eltern, mit denen ihr arbeitet ein Alkoholproblem haben und sie Hilfe benötigen könnten, dann ist es erstmal wichtig, eine unvoreingenommene und wertschätzende Gesprächsbasis zu finden.
STIGMAFREIES ELTERNGESPRÄCH
Lehrkraft: "Herr Müller, schön, dass Sie gekommen sind. Das freut mich sehr. Ich bin Ihnen wirklich dankbar, dass Sie sich die Zeit für unser Gespräch nehmen. Ich kann mir vorstellen, wie voll ihr Alltag ist und wie viele Themen Sie in Ihrer Familie unter einen Hut bekommen. Wie geht es Ihnen aktuell? Wie ist die Lage bei Ihnen und Tim?
Vater: “Mir bleibt ja nichts anderes übrig. Ich habe auch nicht viel Zeit. Bei uns läuft es wie immer. Danke. Worum geht es heute?“
Lehrkraft: “Es geht um Ihren Sohn Tim und wie es ihm bei uns geht. Ich mache mir in letzter Zeit ein wenig Sorgen um Tim und habe den Eindruck, dass er oft müde ist und es ihm schwer fällt sich zu konzentrieren. Haben Sie eine Idee, woran das liegen könnte?
Vater: “ Ach, das wird sich schon wieder geben. Kinder in dem Alter hängen halt viel am Handy. Das ist heutzutage doch normal.“
Lehrkraft: "Ja, das ist tatsächlich bei vielen Jugendlichen ein Thema. Ich verstehe gut, dass es nicht immer einfach ist, hier eine Balance zu finden. Gleichzeitig frage ich mich, ob es vielleicht noch andere Faktoren gibt, die dazu beitragen könnten, dass Tim in letzter Zeit so niedergeschlagen wirkt? Vielleicht beschäftigt ihn etwas, womit er alleine nicht gut klar kommt oder sich schwer tut, darüber zu sprechen?"
Vater: "Hm, naja... er hat in letzter Zeit vielleicht etwas schlechter geschlafen. Aber das ist doch normal bei all dem Irrsinn, der auf uns einwirkt. Da würde mir als Kind auch die Laune vergehen.“
Lehrkraft: "Das kann ich gut nachvollziehen. Schlafprobleme können ja viele Ursachen haben, und es kann wirklich herausfordernd sein, besonders wenn man als Familie viele Verpflichtungen und vielleicht auch eigenen Stress hat. Es könnte vielleicht hilfreich sein, wenn Sie und Ihre Familie mal Unterstützung bekommen, um zu schauen, was für Tims Wohlbefinden hilfreich sein könnte.“
Vater (verunsichert): "Unterstützung? Wieso meinen Sie, dass wir das brauchen würden?“
Lehrkraft: "Nun, ich denke einfach daran, was Tim guttun könnte und wie er sich in der Schule besser konzentrieren könnte. Viele Familien nutzen Unterstützung, auch ich, um Strategien zu finden, die ihren Kindern helfen. Es könnte auch Möglichkeiten geben, wie Sie als Familie ein bisschen entlastet werden könnten – für Tim und auch für Sie. Wie würde sich das für Sie anfühlen?“
Vater (nachdenklich): "Ich weiß nicht... Ich habe noch nie darüber nachgedacht, aber vielleicht wäre das gar keine so schlechte Idee.“
Lehrkraft: "Das ist absolut verständlich. Ich weiß, dass Sie nur das Beste für Tim wollen. Oft haben wir gar keine Zeit überhaupt feststellen zu können, wie es uns geht und was uns helfen könnte. Dabei sind es gerade Kleinigkeiten und ganz kleine Schritte, die einen großen Unterschied in unserem Alltag machen können. Wenn Sie möchten, könnte ich Ihnen ein paar Hilfestellungen nennen, die Familien im Alltag einfach und niederschwellig unterstützen. Es wäre ein Angebot, das Sie in Ihrem eigenen Tempo erkunden könnten, wann immer sie wollen.“
Vater: "Hmm... Ja, vielleicht könnten Sie mir ein paar Informationen geben. Ich werde es mir zumindest anschauen."
Das ist eine sehr "optimale" Gesprächsführung und wir wissen, dass Elterngespräche in der Realität oft nicht nach diesen theoretischen Vorstellungen ablaufen. Der Verlauf kann aber eine Zielorientierung sein und soll folgende Gesprächsgrundlagen verdeutlichen, die im Kontakt mit suchtbelasteten Familien wichtig sind: Bleibt immer möglichst unvoreingenommen, wertfrei und respektvoll wertschätzend.Stellt Eure Beobachtungen zu dem betreffenden Kind so konkret und klar wie möglich dar, bleibt bei der Beschreibung des Verhaltens und meidet persönliche Bewertungen.
Nutzt positive Formulierungen und vermeidet Kritik oder Schuldzuweisungen. Macht ihr Euch Sorgen, dann sagt das genau so und zeigt Verständnis, auch und gerade wenn auf Seiten der Eltern Aggressionen oder Blockaden entstehen sollten. Dann ist es ein Zeichen, zu einem anderen Zeitpunkt wieder in den Dialog einzutreten. Versucht deshalb jedes Gespräch auch bei Dissenz oder Streit, neutral bis positiv abzuschließen und eine Tür offen zu lassen.
Mehr Input für Dich, Deine Familie oder Deine Unternehmenskultur?
Melde Dich gerne direkt bei mir