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Caro's Welt

11. November 2023

Mitleid bis Entsetzen - wer sind diese "Wine Moms"?

Habt Ihr "Wine Moms" & Co. auf Instagram od TikTok schon mal gesehen?

An solchen Beispielen merke ich am deutlichsten, wie stark ich mich verändert habe seitdem ich alkoholfrei lebe.

Denn sehe ich ihre Beiträge heute, empfinde ich Mitleid bis Entsetzen. Früher konnte ich darüber durchaus schmunzeln.

"Wine Moms" sind Mamas, die sich über sich selbst und andere Mütter lustig machen, die ständig im Alltag Alkohol wegen oder mit Ihren Kindern benötigen und inszenieren das "humorvoll" auf Social Media. Ob selbstironisch oder nicht bin ich mir nicht sicher, ich glaube leider eher nicht.

Also sie zeigen beispielsweise wie sie heimlich Wein in Thermobecher für den Spieplatzausflug füllen oder wie ihre Kinder mit Malaufgaben aus der Schule nach Hause kommen "Male Mama bei ihrem Lieblingshobby" und Töchter ihren Mamas dann Bilder zeigen, auf denen sie ihre Mamas Alkohol trinkend gemalt haben, worauf sie schrill in die Kamera lachen...

Als Tochter einer alkoholkranken Mutter triggert mich das sehr. Ich weiß wie es sich als Kind anfühlt wenn Mama kaum präsent ist wegen Alkohol und wie irritierend es ist, wenn Mama angeschickert oder betrunken mit Dir als Kind versucht zu sprechen, nach Alkohol stinkt, lallt und schwer greifbare Gefühle der Verunsicherung bei Dir als Kind auslöst. Du nimmst Deine Mama als skurrilen Zombie wahr und denkst gleichzeitig, was stimmt mit Dir nicht, dass Du Dich so Deiner Mama gegenüber fühlst. Auch fragst Du Dich, was Du anders machen könntest, damit Du Mama anders erleben könntest.

Was ich hier nur in wenigen Sätzen versuchen kann zu vermitteln ist für mich persönlich bis heute eine große nachwirkende Belastung was meine psychische Gesundheit und Stabilität betrifft.

Ich frage mich, ob all diesen "Wine Moms" im Ansatz bewusst ist, was sie da sich selbst und ihren Kindern antun?

Und dann liebe Caro darfst Du Dich auch ganz persönlich fragen, wie sich Deine Söhne seinerzeit fühlten als Du nach Alkohol gestunken hast beim Zubettbringen. Als Du nach dem ein oder anderen Weinabend ihnen noch mit schwerer Zunge vorgelesen hast, weil sie mal länger aufbleiben durften und Deinen Konsum miterlebt haben.

Sie sind noch nicht in einem Alter, in dem ich sie das so ungefiltert fragen kann. Vielleicht erinnern sie sich auch nicht mehr, weil sie zu klein waren und ich zu trinkfest, um mich auffällig verhalten zu können...

"Wine Moms" Content ist für mich stellvertretend für unsere perfide gesellschaftskonforme Rezeption von Alkohol. Wir machen uns im großen Stil lustig über verantwortungslosen Umgang mit Alkohol und dessen Auswirkungen und Fehlverhalten im Alltag.

Das fängt bei TikTok an und hört beim Smalltalk am Arbeitsplatz nicht auf. Anekdoten von Führungskräften über ihren Alkoholgenuss bei Arbeitsmeetings vor großen Mitarbeitendenkreisen oder auf Business Plattformen sind ebenso normal wie über Essgewohnheiten zu sprechen oder ständig in einer Business Kommunikation für gute Stimmung und Erfolge Alkohol Emojis analog und digital zu nutzen. Sehr erheiternd diese "Codes", zuweilen auch ermüdend bis beschämend aus Kinderaugen.

Für mich und still mitlesend alkholkranke Menschen sowie deren Angehörige (Alkohol ist immer eine Familienerkrankung sagt auch der AA Vorsitzende) verschwiegener Impact, der zu viele unter uns weiter daran hintert sich mit ihren Problemen frei auseinandersetzen zu können ohne sich schämen oder unwohl fühlen zu müssen. Wir erinnern uns an das Problem der Stigmatisierung? Ne, lass uns lieber noch auf 'n Bier raus gehen...

Wer sind eigentlich DIE und WIR? Inoffiziell verlaufen die Grenzen "schwämmend", es sprechen nur (noch) zu wenige offen darüber, weil sie befürchten miskreditiert zu werden oder ihr Ansehen und damit ihre Position zu verlieren.

Unsere Inside-Out Interaktion könnt Ihr dazu in unserem Angebots-Bereich downloaden und vielleicht einmal in kleinen Teams in geschützten Räumen gemeinsam durchspielen.

Ich tu mich mittlerweile in meiner Position leicht über Alkoholprobleme und Stigmatisierung offen zu sprechen und bin weniger einsam damit als es manchmal scheinen mag. Natürlich wahre ich jede Diskretion für jeden Insight. Wir wissen ja so oder so alle, dass ich nicht die einzige mit einem Alkoholproblem in der kommunikationsaffinen Privatwirtschaft bin.

Welche Erfahrungen habt ihr mit Scherzen über Alkoholkonsum und einer normativen Kultivierung von Alkohol in Eurem Mikrokosmos gemacht und wie findet ihr das?

Schreibt mir gerne hier über KONTAKT oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. oder kommentiert meinen Beitrag auf LinkedIn dazu vom 12.11.2023.

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