Caro's Welt
Trinkkultur und Kulturwandel
Tag 19 - Soziale Dynamik
Gebt ihnen Brot und Spiele oder Alkohol und Zucker
Trinkkultur und Kulturwandel
Genüsslicher Alkoholkonsum ist tief in unserer Historie, Tradition, Wirtschaft und Gesellschaft verankert. Deutschlands Kultur identifiziert sich stark über Bier und Wein. Sicher auch, weil Brauereien und Weingüter sowie die Gastronomie wichtige Wirtschaftszweige für uns sind. Seit Jahren geht der Alkoholkonsum zurück, weil vor allem jüngere Menschen glücklicher Weise weniger trinken.
Gleichzeitig wird nirgendwo auf der Welt so viel getrunken wie in Europa. Deutschland liegt auf Platz 4 der Hochkonsumländer (Stand 2019). In Europa wird jedes Jahr eine Mittelstadt durch Alkoholgenuss ausgelöscht: Wie die WHO feststellt, sterben jährlich 300.000 Menschen durch Krankheiten oder Unfälle, die auf übermäßigen Konsum alkoholhaltiger Getränke zurückgehen. In Deutschland, wo Gesundheitsrisiken durch Gluten oder Hühnereier die Gemüter erhitzen, wird das Massensterben durch Hochprozentiges von Politik und Wirtschaft noch achselzuckend hingenommen. (Quelle: Handelsblatt)
Challenge 19 - Alkohol als legalisierte Volksdroge
Interessanter Weise haben andere klassische Weintrinker-Länder wie Frankreich, Italien, Spanien und Portugal mittlerweile die Kurve bekommen. Dort wird zwar noch regelmäßig, aber mäßiger als in Deutschland getrunken. Viele Länder in Europa fahren eine strengere Alkoholpolitik als Deutschland. Sie beschränken den Handel mit Alkohol, erheben hohe Steuern und verbieten Alkoholwerbung. Alle diese Maßnahmen greifen in anderen Ländern, um den Alkoholkonsum pro Kopf zu reduzieren. Die WHO und andere gesundheitspolitische Initiativen weltweit weisen immer vehementer auf den negativen gesundheitlichen Einlfuss von Alkohol hin. Insbesondere Volkskrankheiten wie Bluthochdruck, Brustkrebs und Darmkrebs zeigen in immer mehr Studien einen signifikanten Zusammenhang zu bereits geringem und moderaten Alkoholkonsum. Alkohol ist nicht erst durch missbräuchlichen Konsum gefährlich.
Solution 19 - Öffentliches Bewusstsein
Nun entscheiden also immer mehr Menschen, auch in Deutschland weniger oder keinen Alkohol zu trinken und verstehen, weil sie sich aktiv informieren, dass bereits geringe Mengen Alkohol ihre Gesundheit schädigen kann. Sie verstehen auch, dass durch Gewöhnung im Alltag eine Sucht entstehen kann. Leider haben sie in Deutschland einen starken Gegner: die Alkohollobby ist nirgends so stark aufgestellt wie hier. Seit Jahren beissen sich “Alkoholaktivist:innen” zu denen ich mich mittlerweile auch zähle, die Zähne aus. Bei uns dürfen Kinder ab 14 begleitet Alkohol trinken. Wir haben keine Einschränkungen im Handel, Marketing oder Sponsoring. Argumente der Lobby: Arbeitsplätze & Freiheit. Was bringt mir individuell ein alkoholisiertes Freiheitsgefühl wenn der Gesundheits- und Pflegesektor parallel dazu in die Knie geht?
Ausblick Tag 20 - Alkoholfreie Alternativen & Politik
Also, liebe Politik und Wirtschaft in Deutschland, lieber Deutscher Werberat und liebe Lobbyisten: Es gibt ganz sicher sowohl für Arbeitsplätze als auch für unsere Freiheit genug alkoholfreie Alternativen mit denen wir wirtschaftlich wachsen, international exportieren und uns gemeinsam als Gesellschaft genüsslich frei und wohl fühlen können. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Ich unterstelle mal ganz frech als Tochter einer an Alkohol verstorbenen Mutter, als Mehrfachmama und als 44 Jährige Gründerin in Deutschland, die sich super gerne mit ihrer Geschichte in Szene setzt und mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln dafür kämpft, dass es mehr alkoholfreie Alternativen gibt, die Vielfalt, Menschenfreundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Toleranz, Gesundheit und Wohlbefinden fördern. Kein Kind sollte das erfahren, was Gerti und ich als Kinder erfahren haben. Vernachlässigung durch Krebs- und Suchterkrankungen macht Kinder mental krank, unbemerkt. Das sind Millionen unter uns, seit Generationen...