Caro's Welt
Feierkultur in Deutschland
Tag 20 - Alkoholfreie Alternativen & Politik
Feierabendbier, Rotwein auf dem Sofa, Sekt zum Anstoßen und alles beginnt schon auf der Pullerparty
Feierkultur in Deutschland
Dein Geburtsort entscheidet stark über Deine kulturelle und soziale Prägung. Wirst Du in Europa geboren, hast Du Glück? Kommst Du in Bayern auf die Welt, hast Du den Bierhimmel auf Erden? Deutschland ist Hochkonsumland, weil alle mittrinken. Also auch alle Verantwortlichen, die sich stärker für Prävention einsetzen könnten. Und warum? Weil es normal und gesellschaftlich nicht nur akzeptiert ist, sondern auch kulturell “vorgegeben”.
Abendmahl: Wein
Eröffnung eines Volksfests: Bieranstich
Hochzeit: Sekt
Pullerparty: Sekt
Taufe: Sekt
Schweinbraten: Bier
Antipasti: Rotwein
Fisch: Weißwein
Abendessen: Aperitif
Feierabend: Bier
Entspannen vorm Kamin: Whiykey
Sauna: Weißbier
Club: Gin Tonic
Fahrradtour und Biergarten: Radler
Segeln: Anlegerbier
Firmenfest oder Jubiläum: erlesene Auswahl
Networking: Cosmopolitan
After Work: Hugo
Fußballspiel: Bier
Geburtstag: As you like
Silvester: Bowle
Grillparty: Weinschorle
Konzert oder Festival: Corona
Kneipe: Jägermeister
Karneval: Kleiner Feigling
Die Liste lässt sich unendlich fortführen für Deutschland.
Challenge 20 - Parteiübergreifende Ignoranz
An Alkoholpolitik traut sich keine:r ran. Damit gewinnt man keine Mehrheiten in Deutschland. Noch! Ich glaube das wird sich ändern. Denn, das Argument, jede:r müsse selbst auf seinen Konsum verantwortungsvoll achten, Politik könne nur begleitend über Risiken aufklären funktioniert a) nicht, wenn gesellschaftliche Anlässe meist automatisch als Alkoholveranstaltungen geplant werden und b) die Wissenschaft immer deutlicher herausarbeitet, dass bereits geringer Konsum hohe gesundheitliche Risiken in sich birgt. Ich möchte die Verantwortung für meinen Alkoholkonsum der letzte 30 Jahre nicht komplett auf die Alkoholindustrie und Politik abwälzen, aber ein Fakt lässt mich nicht mehr los, seitdem ich ihn kenne. Bereits 1988 wurde bekannt, dass Alkohol zur gleichen karzinogenen Substanzklasse wie Asbest gehört und dennoch weisen wir keine Risiken auf alkoholhaltigen Produkten aus???
Solution 20 - Alle sind gefragt
Wir sind an einen Punkt als Gesellschaft angekommen, an dem ich meine, dass es keinen besseren Zeitpunkt gäbe, als dass wir stärker miteinander aufeinander aufpassen und gegenseitig für und um uns sorgen.
Wir können mit einfach Veränderungen, großes bewirken. Hier ein paar einfache Vorschläge für erste Schritte in eine alkoholfreiere Gesellschaft.
Kulturveranstaltungen & Gastronomie:
Sorgt für ein vielfältiges alkoholfreies Angebot, damit mehr Menschen Lust haben, ihren Durst alkoholfrei zu löschen.
Alkoholindustrie:
Nehmt die Miniaturspirituosen aus dem Kassenbereich und kennzeichnet alkoholhaltige Produkte mit entsprechenden Gesundheitsrisiken.
Politik:
Kein begleitetes Alkoholtrinken von <16 Jährigen, Steuererhöhung, Einschränkung in der Verfügbarkeit und Werbung, mehr Aufklärung zu “Alkohol kann krank und süchtig machen” statt “Kenn Dein Limit”
Ausblick Tag 21 - Positive Beispiele anderer Länder
Island: In den 1980er Jahren haben von 15- und 16jährigen laut Umfragen knapp die Hälfte angegeben, dass sie im vergangenen Monat getrunken haben. Heute sind es nur noch 35 Prozent. Mit effektiven Präventionsmaßnahmen konnten der Alkoholkonsum deutlich gesenkt werden. Dazu gehören unterstützende Maßnahmen für eine bessere Verständigung zwischen Eltern und ihren Kindern durch geförderte gemeinsame Qualitytime, mehr alkoholfreie Freizeit- und Sportangebote. Tanz-, Kreativkurse und Musikworkshops.
Zudem wurde Alkoholwerbung verboten und Alkohol nur an > 20jährige in gesonderten Stores abgegeben. Alkohol ist in Island richtig teuer. Das Island-Modell wird in vielen europäischen Ländern als Paradebeispiel genommen. Nur eben in Deutschland nicht. Warum eigentlich? Weil die Wirtschaft und Politik nirgends so eng zusammensteht wie bei uns für Bier und Wein. Wisst ihr wer schon alles Botschafter:in des Bieres war?
Das erfahrt ihr morgen.