Caro's Welt
Die "Co-Gewöhnung"
Tag 26 - Weniger betreues Trinken
Wer kennt das nicht? Das Trinkverhalten einer Person hat Auswirkungen auf das Trinkverhalten anderer Personen im selben Haushalt.
Die "Co-Gewöhnung"
Manchmal übernehmen Partner:innen oder Kinder bei Alkoholproblemen so viel Verantwortung für die Familie, dass die Alkoholprobleme ihr eigenes Leben bestimmen und sie selbst sehr viel Stress und mentale Dauerbelastung erfahren. Leiden Nahestehende unter der emotionalen Abhängigkeit, werden sie als „co- abhängig“ bezeichnet. Ich finde diese Zuweisung und Bezeichnung nicht so gelungen. Sie macht aus Mitbetroffenen passive Opfer. Alkoholprobleme sind ein Gemeinschaftsproblem in einem Haushalt. Jedes Haushaltsmitglied hat darin eine aktive und passive Rolle. Manche organisieren Alkohol, damit der oder die andere besser drauf ist, Kinder schütten literweise Alkohol in den Abfluss, damit ihre Eltern nicht wieder "abstürzen”.
In Partnerschaften verliert man leicht den Zugang zueinander, wenn eine:r abends berauscht oder entspannt ist und der oder die andere “alleine” versucht nüchtern klar zu kommen. Persönliche Gespräche oder Intimitäten fühlen sich für beide Seiten komisch an, wenn wir in unterschiedlichen Zuständen sind. Vom Geruch und Geschmack mal ganz abgesehen...
Challenge 26 - Du bist Du & Ich bin ich
Wie gehst Du am besten damit um, wenn jemand in Deinem Lebensalltag öfter trinkt als Du trinken möchtest? Wie in allen Lebenslagen funktioniert folgende Strategie wohl am gesündesten: Konzentriere Dich darauf, was Du persönlich beeinflussen kannst und darauf, was Du für Dich bewirken möchtest. Mach nicht das Alkoholproblem eines anderen Menschen automatisch zu Deinem. Ignoriere aber auch nicht gesundheitliche Risiken, die von einem anderen Menschen auf Dich oder Deine Kinder übergehen können. Erstmal ist es wichtig, dass Du Deinen Umgang mit Alkohol für Dich findest, unabhängig vom Trinkverhalten anderer. Auch wenn ihr bislang eine gemeinsam Gewohnheit hattet, heißt das nicht, dass die für Euch beide automatisch gleich gut war oder ist. Falls Du Dich gerade veränderst, erwarte aber nicht, dass die anderen um Dich herum das auch direkt und genauso direkt mitgehen können. Spreche offen über Deine Gefühle zu Eurem Trinkverhalten ohne vorwurfsvoll zu sein. Das bringt gerade bei Alkohol überhaupt nichts. Vor allem nicht der erhobene Zeigefinger.
Solution 26 - Gemeinsam neu positionieren
Gemeinsame Veränderung, vor allem wenn ihr von unterschiedlichen Positionen startet, bedeutet viel Fingerspitzengefühl, Empathie und wertfreie Sprache füreinander. Gleichzeitig ist eine eigene klare Positionierung wichtig, um unnötige Missverständnisse oder unterschiedliche Erwartungshaltungen zu vermeiden.
Und in den meisten Fällen ist übermäßiger Alkoholkonsum ein Symptom bzw. eine Kompensation von emotionaler Deregulierung, die sich häufig nicht von heute auf morgen einfach so lösen lässt. Das soll keine Entmutigung sein, sondern eine Motivation, Euch Eurem Partner oder Eurer Partnerin oder Eurem Familienmitglied umfänglicher zu öffnen. Langjähriges Zusammenleben staut oft viel an Unausgesprochenen auf, vor allem wenn im Alltag wenig Zeit für gemeinsame ruhige Momente bleiben. Ohne mediale Ablenkung und Alkohol. Da können externe Impulse und Kommunikationshilfen gut helfen. Vielleicht beispielsweise unser Spiel “Gefühlschaos”?
Ausblick Tag 27 - Wieso trinkst Du nicht?
Ich verstehe die Frage nicht. Ich trinke doch?
Wieso trinkst Du nichts Richtiges?
Hä? Ich habe doch ein Getränk in der Hand?
Komm, lass uns an die Bar was Trinken gehen.
Aber mein Glas ist doch noch halb voll, wieso soll ich mich da jetzt an der Bar anstellen? Ich unterhalte mich lieber noch ein wenig mit Dir...
Merkt Ihr was?
TRINKEN wird in Deutschland fast synonym mit Alkoholtrinken gleichgesetzt.
“Wir gehen heute Abend noch was Trinken.”
Was für eine wundervolle Idee. Wo wollen wir denn hin? In eine Kneipe oder in eine Bar? Was es dort wohl alles zu Trinken geben wird?