Caro's Welt
Süsser die Glocken nie klingeln
"Und wenn Du glaubst es geht nicht mehr, dann löffle das Nutella leer."
Kommunikation beeinflusst Verhaltensweisen und Entscheidungen in unserer Gesellschaft mittel- und unmittelbar. Gerade in unserem Alltagskonsums können Werbe- und KULTbotschaften einen erheblichen Einfluss auf unser Kauf- und Ernährungsverhalten haben. Kommunikation kann gesundheitsgefährdendes Verhalten als negative Gewohnheiten, Riten und Traditionen normativ manifestieren. Über Generationen.
Entsprechend sind mir all die "Kultaufhänger" direkt ins Auge gestochen. Sie haben mich so gestört, dass ich sie abhängen und am dritten Adventswochenende mit nach Hause nehmen musste.
Meine Kritikpunkte an unserer vermeintlich humorvoll suchtaffinen Gesellschaftskultur und kommerziellen Kommunikation, insbesondere in Bezug auf mögliche chronische Erkrankungen und Volkskrankheiten mit Suchtpotenzial, die durch langfristigen Alkohol- und Zuckerkonsum verursacht werden können, möchte ich Euch einmal aus verschiedenen Blickwinkeln darlegen.
Kritisch sehe ich in erster Linie, in welchem Kontext die Aussage auf dem KULTschild steht. Sie verkauft sich als kultige Einstellung zum Leben, als eine verlässliche Lösungsstrategie in unserer Gesellschaft. Oder wir lesen sie als liebevolles Makel oder seltene Notlösung, wenn MAL (also wirklich nur selten und ausnahmsweise) deine Nerven und Belastbarkeit so richtig am Ende sind. Dann, aber nur dann, kannst Du ein Glas Nutella leer löffeln. Richtig kultig ist das aber NUR, wenn DU das Nutella komplett LEER löffelst... Wahnsinnsgag, aus Sicht unserer Kinder.
Was leben wir unseren Kindern als Lösungsstrategien vor?
Das KULTSchild mit dem „lustigen“ Nutella-Spruch hängt direkt neben der Kasse in einer großen Supermarktkette. Wir lieben Lebensmittel. Gerade durch die locker lustige Tonalität und die freundliche Optik spricht er besonders Kinder an. Hinter der vermeintlich harmlosen Botschaft verbergen sich ernste gesundheitliche Risiken und in einigen Fällen traumatische Erfahrungen. Das ist viel, aber nicht lustig für mich jedenfalls.
Zucker, Alkohol und chronische Erkrankungen in Deutschland
Die Diskussion über unseren Zuckerkonsum hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen, da Studien auf einen Zusammenhang zwischen übermäßigem Zuckerkonsum und verschiedenen chronischen Erkrankungen hinweisen. In Deutschland steigt die Prävalenz an beispielsweise Diabetes Typ 2, Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen seit einigen Jahren kontinuierlich an.
Suchtpotenzial von Zucker
Zucker kann, ähnlich wie Drogen, süchtig machen. Die Aussage "löffle das Nutella leer" verstärkt eine unkritische Haltung gegenüber süßen Produkten und fördert einen möglicherweise suchtähnlichen Konsum. Kinder, die vor dem Schild stehen, könnten dadurch in ihrer Entwicklung eines gesunden Essverhaltens negativ beeinflusst werden.
Langfristige Auswirkungen auf die Volksgesundheit
Die Langzeitfolgen eines übermäßigen Zuckerkonsums sind gravierend. Der Konsum von zuckerreichen Lebensmitteln steht im Zusammenhang mit Gewichtszunahme, Insulinresistenz und anderen Gesundheitsproblemen. Unser Konsum- und Ernährungsverhalten bedingt chronische Volkskrankheiten, die unser Gesundheitssystem und das Wohlbefinden vieler Kinder stark belasten.
Verantwortung
Kommunikateure, Kreativ- und Kulturschaffende sowie kommerzielle Werbetreibende haben eine ethische Verantwortung, die Auswirkungen ihrer Botschaften auf die Gesundheit der Verbrauchenden zu berücksichtigen. Vor allem bei Produkten, die als kultiger Teil unseres Familienalltags und mit Hinblick auf eine ausgewogene Ernährung oder Genuss beworben werden, sollte Werbung nicht negative gesundheitlichen Konsequenzen vernachlässigen oder wie bei Alkohol verharmlosen. Alkohol ist ein Zellgift und eine Droge, die sehr häufig vorkommende Volkskrankheiten wie Bluthochdruck, Brustkrebs und Darmkrebs sowie Schlaganfälle und Demenz begünstigen kann.
Die Werbeaussage für Nutella oder die Gags über uns als BESOFFENE GESELLSCHAFT mag auf den ersten Blick harmlos oder lustig erscheinen, aber sie tragen zur Normalisierung eines ungesunden Ess- und Trinkverhaltens von Kindern bei. In Anbetracht der steigenden Prävalenz von Zucker- und alkoholbezogenen Erkrankungen in Deutschland ist es entscheidend, dass Werbetreibende ihre Verantwortung wahrnehmen und ihre Botschaften sorgfältig gestalten, um die Gesundheit der Gesellschaft zu fördern und nicht zu gefährden.
Wir sollten unsere Kommunikationsregeln überarbeiten, um eine nachhaltige und gesunde Zukunft zu gewährleisten.
"Forscher haben herausgefunden, dass ein Glas Bier täglich nicht nur sehr gesund, sondern auch zu wenig ist"
Solche Schilder sollten in Deutschland verboten werden, oder? Schreibt mir gerne oder kommentiert meinen Beitrag dazu bei LinkedIn.
PS: Natürlich essen wir auch lecker Walnussplätzchen, sehr bewusst.
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