Caro's Welt
Multiple Krisen
Tag 16 - Die multiple Krise
Sorgenvolle Gedanken lassen sich auch alkoholfrei abschalten
Überforderung, Angst & Zorn
Sind seelische Leiden, die unser Wohlbefinden stark beeinträchtigen. Riskanter und chronischer Alkoholkonsum ist ein Leitsymptom dieser Leiden, der häufig eine passive Opferhaltung zusätzlich verstärkt.
In der Antike sprach Seneca davon, dass Wollust, Zorn und Gier die drei Pforten zur Hölle seien. Die Alten der Antike waren der Meinung, im Zorn verliere der Mensch sich selbst und seine Mitte.
Für die Phasen, in denen ich problematisch Alkohol trank, kann ich das bestätigen. Ich hatte mich und meine Mitte in dieser Zeit ebenfalls verloren. Das Problem am Alkoholproblem ist, dass man das als Betroffene:r nicht bemerkt und nicht wahrhaben will. Alles um einen herum scheint kompliziert, anstrengend, teilweise ausweglos. Und Schuld an der Misere sind in der Wahrnehmung eines vergifteten Verstandes alle und alles, nur nicht die Droge. Die gaugelt Dir vor, Dein Freund zu sein und Dich zu verstehen. Das macht sie übrigens bereits beim Erstkontakt. Ein ehrlicher Freund ist Alkohol nie.
Challenge 16 - Wie komme ich aus einer Krise?
Zu lange anhaltender Zorn, Kummer und Einsamkeit machen uns krank. Der chinesische Philosoph Liezi stellte einmal etwas resigniert nach Abwägung eines ganzen Menschenleben fest: zählt man die Zeit zusammen, in der Menschen schlafen, trübsinnige Gedanken verfolgen oder krank sind, bleiben nur wenige Stunden sorgenfreien Wohlbefindens.
Ein Großteil unserer Sorgen sind nicht wahr oder echt, sondern gedanklich selbstgemacht. Sorgen sind Projektionen, mal berechtigt, mal “umsonst”. Kummer sind Erfahrungen aus der Vergangenheit, die uns nicht loslassen. Bist Du zu sehr im Schmerz aus der Vergangenheit oder Sorge um die Zukunft, wirst Du nicht aus Deiner Krise finden.
Es gibt sterbenskranke Menschen, die wesentlich glücklicher im Jetzt ohne Leidensdruck sind als so manch wohl situierter Mensch. Vielleicht weil sie mit dem akuten Ende vor Augen ihr Jetzt klarer wahrnehmen müssen?
Solution 16 - Komme und bleibe im Jetzt
Seitdem ich mir täglich bewusst mache, wie glücklich und entspannt ich alkoholfrei mit meinen Kindern leben kann, hat das “Genussmittel” seinen Wert für mich verloren. Nachdem ich seelisch und körperlich unter meinem Alkoholkonsum litt, sind mir die Gefahren des Zellgifts Alkohol für meine Kinder glasklar.
Seitdem ich verstanden habe, welche Gedanken und Verhaltensweisen mich von Alkohol abhängig gemacht haben, denke und verhalte ich mich anders.
Die Vorstellung von etwas, kann unsere Werte verändern.
Alkohol half mir persönlich meinen Kopf auszuschalten. Ich trank, um meine ständig kreisenden Gedanken zu durchbrechen und den Moment, das Jetzt, besser genießen zu können. Nicht Denken und das Bewusstsein für Dein Jetzt kannst Du z.B. mit Hörspielen, kreativem Gestalten, Tanzen, Spazierengehen, Meditation und Atmung erreichen. Gespräche mit anderen Menschen mit ähnlichen Erfahrungen helfen auch.
Ausblick Tag 17 - Meine Oma Leni wird 86
Leni ist die Mama von Gerti und meine Oma. Heute wird sie 86 Jahre.
Sie ist die einzige von uns Dreien, die regelmäßig bei den Anonymen Alkoholikern und anderen Selbsthilfegruppen für Angehörige aus suchtbelasteten Familien war.
Sie konnte ihrer Tochter nicht helfen und sie erreichte auch mich nicht mit ihren regelmäßigen Hinweisen “Carolin, Alkohol ist schädlich und kann Dich krank und süchtig machen”.
Ich wollte das nicht hören, wenn wir uns gerade auf Familienfesten trafen und ich meinen Rotwein und Sekt in vollen Zügen genoss. Früher wollte ich einfach mittrinken und mir die schöne Zeit von ihr nicht mies machen lassen.
Später spürte ich schon, was sie meinte. Dennoch war ich lange der Meinung, mein Leben sei zu anstrengend, als dass ich es alkoholfrei leben könne. Ich traute mir lange Zeit nicht zu, ein alkoholfreies Leben zu schaffen. Aus verschiedensten Gründen.
Dazu mehr morgen.