Caro's Welt
Suchtverdacht am Arbeitsplatz
Tag 9 - Sucht am Arbeitsplatz, was tun?
Problematischer Alkoholkonsum und Suchterkrankung als tabuisiertes Betriebsgeheimnis? Wegschauen kostet Kapital und Reputation
Suchtverdacht am Arbeitsplatz - Impulse als kommunikative Hilfestellungen für Führungskräfte
Die meisten suchtbedingten Probleme, die laut RKW-Kompetenzzentrum des Bundes-gesundheitsministeriums als beobachtbare Anzeichen für Arbeitgebende definiert werden können, treten häufig dann auf, wenn Sucht den Alltag der Betroffenen bereits stark im Griff hat und die Erwerbsfähigkeit beeinträchtigt ist.
Warum dauert es meistens zu lange, bis wir was merken?
Weil es uns verdammt schwer fällt, über Alkoholprobleme und Suchtprobleme im Arbeitsumfeld offen zu sprechen. Sowohl betroffenen Mitarbeitenden, als auch betroffenen Führungskräften.
Ein weiterer Grund für die Tabuisierung von Suchterkrankungen im Arbeits- und Leistungsumfeld ist nämlich die damit verbundene (Selbst) Stigmatisierung. Viele von uns plagen sich mit Scham und Schuldgefühlen bereits in frühen Stadien des problematischen Konsums.
Wenn der Leidensdruck noch nicht groß genug und auffällig genug ist, trinken wir lieber weiter und weiter und weiter mit, als uns ein Problem mit Alkohol als gesundheitliche Beeinträchtigung einzugestehen und aktiv frühzeitig Hilfe zu suchen. Ab da denken wir fälschlicher Weise, wäre das schöne Leben vorbei. Nur sehr wenige von uns werden in Deutschland alkoholfrei sozialisiert.
Dabei macht ein übermäßiger Alkoholkonsum aus uns Exemplare, die wir nicht sein wollen. Wer möchte schon durch eingeschränktes Selbstvertrauen, hohe Fehlerquoten, Leistungseinbußen, Stimmungsschwankungen, verlangsamtes Arbeiten, sozialen Rückzug, Selbstgespräche, Zwänge, hohe Ausfallzeiten, verminderte Kritikfähigkeit, starke Gereiztheit, Nachlassen der Konzentration oder wegen Veränderungen im Erscheinungsbild ins Gespräch kommen?
Alkohol in bereits geringen Mengen fördert übrigens auch chronische Volkskrankheiten wie u.a. Bluthochdruck, Darmkrebs, Brustkrebs und Demenz.
Challenge 9 - Schaffe vertrauensvolle Räume
Bereits beim Verdacht eines riskanten Alkoholkonsums und Auffälligkeiten im Verhalten tragen Führungskräfte eine betriebliche wie gesellschaftliche Verantwortung. Es ist ihre Pflicht, nicht Wegzuschauen, sondern Betroffene frühzeitig dabei zu unterstützen, sich und dem Betrieb nicht zu schaden. Besonders seit der Pandemie und Remote-Arbeit haben sich die Trink-gewohnheiten einiger Menschen verändert.
Eine frühzeitige Ansprache bei Verdacht auf Alkoholmissbrauch ist nicht die einfachste Übung einer Führungskraft. Besteht keine Vertrauensbasis zwischen den Betroffenen, sollte sich die Führungskraft gut auf das Gespräch vorbereiten und ggf. Unterstützung von HR oder Expert:innen für Umgang mit Suchtkranken einholen. Nur in vertrauensvollen Räumen kann eine betriebliche Unterstützung bei Suchtproblemen fruchten.
Solution 9 - Klarheit und Gleichbehandlung
Die Fürsorge von Arbeitgebenden erstreckt sich auf den Schutz des Lebens und der Gesundheit der Arbeitnehmenden, woraus sich klare Handlungspflichten in Bezug auf alkoholkranke Mitarbeitende ableiten.
Tipps für Führungskräfte
Teile konkrete Beobachtungen über auffälliges Verhalten direkt mit, ohne dabei vorwurfsvoll zu klingen.
Betone, dass du dir Sorgen machst.
Biete immer wieder Unterstützung an und erkläre, dass das Wohlbefinden des Mitarbeitenden absolute Priorität für Dich hat.
Weise auf interne oder externe Ressourcen hin, wie Unterstützungsprogramme und Beratungsdienste.
Behandle niemanden aufgrund einer vermuteten Suchterkrankung diskriminierend, sprich nicht mit anderen Mitarbeitenden über die Person bewertend und beachte die Gleichbehandlung im Sinne des Arbeitsrechts.
Ausblick Tag 10 - Sucht die stille Epidemie
Wenn Mitarbeitende bereits Hilfe suchen, unterstütze Rückfallpräventionspläne und berücksichtige dabei auch eventuelle Anpassungen der Arbeitsbedingungen. Mentale Ungesundheit hat sich zu einer stillen Epidemie am Arbeitsplatz entwickelt.
Arbeitgebende haben die moralische Verantwortung, über das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden mit zu wachen. Suchtprobleme beeinflussen nicht nur die physische und mentale Gesundheit, sondern führen auch zu einem massiven Produktivitätsverlust.
Abgelenkte, unmotivierte und chronisch kranke Mitarbeitende kosten Unternehmen Unsummen an Ressourcen. Die finanziellen Schäden sind dabei nur die Spitze des Eisbergs. Unternehmen, die mentale Gesundheit vernachlässigen, riskieren zudem Reputationsschäden sowie sinkende Mitarbeiterzufriedenheit und Loyalität.
Bis morgen!
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